Am Freitag, den 29. Juni 2018, fand in der Praxis für Sprachtherapie Prollius ein Workshop zum Thema „Unterstützte Kommunikation“ statt, vorbereitet und durchgeführt von Herrn Loge Ytienza von der Firma Epitech sowie von Frau Lisa Franz, Logopädin der Praxis Prollius. Unterstützte Kommunikation ist eine besondere Maßnahme für Menschen mit erworbenen oder angeborenen Kommunikationsproblemen. Dabei ist es unerheblich, ob die Lautsprache gar nicht oder nur in geringen Maßen vorhanden ist. Ziel ist es, dem Menschen einen Zugang zur Kommunikation zu schaffen und somit eine Teilhabe am Alltag zu ermöglichen. So werden auch Frustrations- oder sogar Aggressionserlebnisse minimiert.
Es wird unterschieden zwischen körpereigenen und externen Kommunikationsformen. Zu den Körpereigenen zählen Atmung, Mimik, Gestik, Laute usw. Bei den externen Kommunikationsformen wird nochmal in elektronische und nicht-elektronische Varianten unterschieden. Zu den nicht-elektronischen Kommunikationshilfen gehören erstellte Produkte wie Fotos, Bildersammlungen, Kommunikationsordner und vieles mehr. Bei den elektronischen Hilfen wird erneut zwischen statischen und dynamischen Geräten unterschieden. Die Funktionen bzw. Einsatzorte werden im Folgenden näher erläutert und beschrieben.
Kommunikationsanbahnung:
BIGmack: Der BIGmack ist eine Taste mit Sprachausgabe und verfügt über 120 Sekunden Speicherkapazität. Er wird dazu verwendet, einfache Nachrichten wie „Guten Morgen“ abzuspielen und kann beispielsweise auch dazu benutzt werden, in einer Kantine ein Getränk zu bestellen. Des Weiteren kann an den BIGmack ein adaptiertes Spielzeug oder ein einfaches elektronisches Gerät wie einen Fön angeschlossen und durch Auslösen bedient werden. Dadurch wird an dem sogenannten Ursach-Wirkungs-Prinzip gearbeitet. Der Nutzer erhält auf Tastendruck eine Reaktion und lernt dadurch, dass er mit dem Druck auf die Taste selbstständig eine Wirkung erzielen kann. Eingesetzt wird die Taste beispielsweise bei Menschen mit schweren kognitiven und /oder motorischen Beeinträchtigungen.
Step-by-Step: Der Step-by-Step funktioniert ähnlich wie der BIGmack, jedoch können beliebig viele Aussagen hintereinander bei einer Speicherkapazität von 240 Sekunden aufgenommen werden. Damit könnte ein Nutzer beispielsweise von seinem Tag erzählen. Auch hier können adaptierte Spielzeuge oder andere Geräte angeschlossen und gesteuert werden.
Statische Systeme:
Go Talk: Den Go Talk gibt es in verschiedenen Varianten, abhängig von der Anzahl der Tasten. Es gibt beispielsweise einen Go Talk mit nur vier aber auch mit 20 Feldern, die besprochen werden können. Das Gerät verfügt über fünf Ebenen, die separat für verschiedene Kommunikationsanlässe wie Arbeit, Pause oder Hobbys besprochen werden können. Insgesamt stehen 15 Minuten Speicherkapazität zur Verfügung. Eingesetzt wird der Go Talk bei Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen.
Boardmaker Activity Pad: Das Boardmaker Activity Pad kann zuvor erstellte Kommunikationstafeln vertonen. Mit der Software Boardmaker können zu verschiedenen Themen in einer beliebigen Aufteilung Tafeln erstellt werden. Die Tafeln werden in mitgelieferten Kunststoffhüllen geschoben und anschließend in das Pad gelegt. Dann können die Buttons der Kommunikationstafel zugeordnet und Nachrichten bei einer Speicherkapazität von 5 min pro Hülle aufgesprochen werden.
Dynamische Systeme:
Phasicom: Das Phasicom ist eine tabletbasierte Kommunikationshilfe und wurde für Aphasiker entwickelt. Es verfügt über eine synthetische Sprachausgabe. Kommunikations- und Therapieinhalte können durch Symbolik, Fotos oder Videoaufnahmen aufgespielt werden. Dabei kann zwischen Seitensets mit einer Struktur aus Ober- und Unterbegriffen sowie zwischen sogenannten Kontextseiten gewählt werden. Je nach Leistung des Nutzers kann die Buttonanzahl beliebig variiert werden. Bei Nutzung der Kontextseiten wird über die integrierte Kamera ein Foto aufgenommen, in welchem anschließend über frei definierbare Bereiche eine Sprachausgabe verknüpft wird.
Grammaflex: Das Grammaflex wird bei Sprachentwicklungsverzögerungen/-störungen eingesetzt. Es verfügt über ein vorgefertigtes Grammatik- und Symbolsystem, welches je nach Leistung des Nutzers ausgewählt werden kann. Es verfügt ebenfalls über eine synthetische Sprachausgabe.
Indi/110: Die beiden Geräte unterscheiden sich in ihrer qualitativen Verarbeitung. Sie werden bei Sprachentwicklungs- und Sprechstörungen eingesetzt. Die Sprachausgabe kann sowohl synthetisch als auch natürlich sein. Auf den Geräten befinden sich verschiedene Softwarepakete und dadurch unterschiedliche Kommunikationsinhalte. Es gibt kleine Übungsspiele bis hin zu vollständigen Kommunikationssystemen, welche sowohl auf Schrift- als auch auf Symbolsprache basieren. Durch Internetzugang über WLAN können Aktivitäten in sozialen Netzwerken durchgeführt werden. Zudem lassen sich elektronische Geräte wie Fernseher oder Raumbeleuchtung steuern.
Tobii I12: Der Tobii I12 verfügt über einen größeren Bildschirm und wird bei starken motorischen Beeinträchtigungen verwendet. Es kann zwischen alternativen Eingabemöglichkeiten bis hin zur Augensteuerung gewählt werden. Die Inhalte des Gerätes sind ebenso umfangreich wie bei Indi/110.
Schriftsprachlich orientierte Systeme:
Ductus: Hierbei handelt es sich um eine tabletbasierte schriftsprachorientierte Kommunikationshilfe, eingesetzt bei neuromuskulären Erkrankungen mit beikommenden Sprechstörungen. Das Gerät unterstützt die Wiedergabe von auf der Tastatur erstellten Worten in synthetischer oder natürlicher Sprachausgabe.
Apps zur Unterstützten Kommunikation
LetMeTalk: Die App steht kostenlos zum Herunterzuladen zur Verfügung. Diese umfasst eine Bildergalerie, offline Nutzung und die Auswahl zwischen unterschiedlichen Sprachen. LetMeTalk bietet neben Einzelwörtern auch die Möglichkeit, Bilder sinnvoll aneinander zu reihen und diese Bilderreihe als Satz lesen zu lassen.
Go Talk Now: Dies ist eine App für nicht-sprechende Menschen. Sie ist flexibel, sehr leicht zu programmieren und bietet viele Möglichkeiten für die symbolorientierte Kommunikation. Die Oberflächengestaltung ist flexibel und es kann zwischen verschiedenen Sprachen und Stimmen gewählt werden. Die App gibt es in einer kostenlosen Lite-Version und einer entgeltlichen Vollversion.
Beantragung
Für die Beantragung einer Kommunikationshilfe ist eine ärztliche Verordnung sowie ein therapeutischer Bericht notwendig. In diesem stellt der Therapeut den Patienten ausführlich vor, insbesondere was die sprachliche Entwicklung und Defizite betrifft. Des Weiteren wird argumentiert, warum und welches Gerät der Patient benötigt. Bei Kassenpatienten gilt der gesetzliche Anspruch und es findet eine volle Kostenübernahme durch die Krankenkasse statt. Bei Privatpatienten ist der Kostenvoranschlag bei der Versicherung einzureichen, der Anspruch ist abhängig vom Leistungskatalog.
Wenn Sie mehr über Unterstützte Kommunikation in der Logopädie in Bottrop und Essen erfahren wollen, freuen wir uns über Ihre Nachricht oder gern auch Anruf. Unser Team steht Ihnen gern jederzeit beratend zur Seite.
Fragen zu den verschiedensten Geräten bzw. allen technischen Möglichkeiten beantwortet ebenfalls gerne Herr Loge Ytienza:
epitech GmbH
Bünder Straße 184
32120 Hiddenhausen
Telefon: 05221 694730
www.epitech.de
Autorin:
Lisa Franz – Dipl. Logopädin (NL)
Sprachtherapie für Sprachtherapie Prollius