Wie ein Berufsalltag eines Logopäden aussieht beschreibt unser Logopäde Hannes Clemens. Allerdings ist dieser Alltag nicht repräsentativ, er soll Ihnen vielmehr einen Eindruck vermitteln.
Die Woche beginnt in der Regel mit einer Teamsitzung am Montagmorgen. Dort werden die wichtigsten Themen der vergangenen und kommenden Woche besprochen und es wird ein Raum für Fragen und Anregungen geboten.
Ist alles geklärt, begebe ich mich auf den Weg ins Alfried-Krupp-Krankenhaus um meinen Dienst auf der Stroke-Unit (Schlaganfall-Spezialstation) zu beginnen. Nachdem man sich dort einen Überblick über die aktuelle Patientenlage verschafft hat, werden zuerst einmal die Neuaufnahmen behandelt. Hierbei geht es oftmals primär um die Abklärung einer Schluckstörung (Dysphagie), um anschließend den Patienten mit der für ihn optimalen Kostform versorgen zu können. Aber natürlich wird auch im Erstkontakt die Sprache geprüft, je nach Zustand des Betroffenen im offenen Gespräch oder durch gezielte Fragen und Aufgaben bzw. mit einem standardisierten Testverfahren. Sind alle Modalitäten unauffällig, ist die Therapie damit bereits beendet. Falls aber Defizite auftreten, bekommt der Patient während seines Aufenthalts auf der Station täglich eine gezielte logopädische Therapie, um in der Akutphase eine möglichst schnelle Besserung der Symptome zu erzielen. Ebenso gehören aber auch beratende Gespräche mit den Patienten und den Angehörigen zu den täglichen Aufgaben. Auch der Fachdialog mit den behandelnden Ärzten und der Pflege hat eine herausragende Bedeutung für den Behandlungszeitraum und Therapieerfolg.
Hinzu kommen häufig noch schwer betroffene Patienten auf der Intensivstation, bei denen es oft um das Thema Trachealkanülen-Entwöhnung geht. Dabei ist es vor allem schön zu sehen, wenn diese oftmals sehr langwierigen Behandlungen Früchte tragen und ein Patient hoffentlich bald ohne Kanüle in die Reha entlassen wird.
Ist der Dienst im Krankenhaus beendet, mache ich mich auf den Weg in eine große Pflegeeinrichtung, in der hauptsächlich Bewohnerinnen und Bewohner betreut werden, die sich im Wachkoma befinden oder anderweitig schwerste Behinderungen durch Hirnschäden o.ä. aufweisen. Auch hier geht es in den meisten Fällen vorwiegend um Schluckstörungen, teilweise in Verbindung mit Trachealkanülen.
Vor jeder Therapie bespreche ich mich intensiv mit der zuständigen Pflegekraft, um sicher zu sein, dass es dem Bewohner/der Bewohnerin gut geht und sie therapiefähig ist.
Bei der Behandlung dieser Menschen geht es besonders um Stimulation (z.B. Schluckreflex) und um die Erhaltung der Lebensqualität durch Arbeit mit verschiedenen Geschmacksrichtungen und (wenn möglich) Konsistenzen.
Im Anschluss kommen am späten Nachmittag noch Patienten in die Praxis. Dabei handelt es sich häufig um Kinder mit verschiedenen sprachlichen Störungsbildern, wie z.B. Myofunktionelle Störungen oder Sprachentwicklungsverzögerungen (Dyslalie – z.B. Lispeln, Dysgrammatismus, Stottern).
Es kommen jedoch auch Erwachsene, mit sehr unterschiedlichen Problemen in meine logopädische Behandlung. Oftmals handelt es sich dabei um Patienten, die nach einem Schlaganfall noch Sprachprobleme haben, ebenso werden aber auch Menschen mit Stimmstörungen vorstellig.
Der Arbeitstag endet mit der täglich anfallenden Dokumentation der bei jedem Patienten durchgeführten Therapien, den organisatorischen und inhaltlichen Vorbereitungen für den nächsten Arbeitstag und dem Verfassen der Behandlungsberichte für die verordnenden Haus- bzw. Fachärzte.
Ich hoffe Ihnen damit einen kleinen Einblick in den Berufsalltag eines Logopäden gegeben zu haben.
Bei Fragen, Anmerkungen oder gern auch persönlichem Feedback zum Artikel schreiben Sie uns gern eine Nachricht an: info@prolli.us
Autor: Hannes Clemens
Logopäde in der Praxis für Sprachtherapie Prollius